Pick-by-Scan (MDE) vs. Pick-by-Paper – eine Entscheidungshilfe für E-Commerce Händler
Kommissionierarten im Überblick – Teil II
Du als Lagerleiter hast es sicher schon geahnt: Die Wahl der richtigen Picking-Methode ist entscheidend, um im E-Commerce wettbewerbsfähig zu bleiben. Papierbasiertes Picken sowie die Kommissionierung mittels mobiler Geräte zur Datenerfassung (MDE) sind hierbei die beiden bekanntesten und wichtigsten Verfahren, die im Online-Handel zum Einsatz kommen. Doch was sind die Vor- und Nachteile der beiden Varianten?
Es gibt es verschiedene Methoden und Strategien, Online-Bestellungen im Lager zu kommissionieren. Wir gehen folgend auf die zwei sicherlich bekanntesten und für den B2C-E-Commerce wichtigsten Verfahren ein: die beleghafte Kommissionierung, auch genannt Pick-by-Paper, und die beleglose Kommissionierung, bekannt als Pick-by-Scan (MDE).
Der Klassiker: Pick-by-Paper – papierbasiertes Kommissionieren
Papier bleibt der Klassiker beim Picken, auch bekannt als Pick-by-Paper. Hierbei werden Bestellungen oder Lieferscheine ausgedruckt und im Lager anhand des Belegs zusammengestellt. Es gibt zwei Verfahren: Entweder werden alle Belege vorab gedruckt und sortiert, oder es werden dedizierte Picklisten generiert, die mehrere Bestellungen zusammenfassen.
Anwendungsbeispiel Einzelkommissionierung:
Im Rahmen der Einzelkommissionierung werden häufig die Bestellungen bzw. Rechnungen oder Lieferscheine ausgedruckt und jede Bestellung wird anhand des Belegs im Lager zusammengestellt.
Beleggestützte Sammelkommissionierung:
Für die beleggestützte Sammelkommissionierung sind zwei Verfahren in der Praxis gängig: Entweder werden für eine bestimmte Zahl von Bestellungen alle Belege vorab gedruckt und dann manuell sortiert. Im Anschluss werden die für die Kommissionierung relevanten Informationen händisch auf den Belegen markiert und dann werden mit dem Stapel der Belege in der Hand möglichst viele Bestellungen gleichzeitig gepickt. Wesentlich effizienter werden alternativ anstelle der einzelnen Belege pro Bestellung dedizierte Picklisten generiert und gedruckt, d. h. für das Picken ist nur noch ein Dokument notwendig, das alle für mehrere Bestellungen zu kommissionierenden Artikel aufführt.
Die moderne Variante: Pick-by-Scan mit Gerät zur mobilen Datenerfassung
Eine deutlich modernere, i. d. R. auch deutlich effizientere Methode im Vergleich zum Picken auf Papier, ist Pick-by-Scan. Hierbei werden sog. mobilen Datenerfassungsgeräte (MDE) oder Handheld-Terminals, die zumeist auf Android basieren, eingesetzt. Diese Geräte bilden Picklisten digital ab, d. h. die Mitarbeiter sehen einerseits die Picklisten auf ihrem Handgerät, andererseits interagieren die MDEs gleichzeitig mit den Mitarbeitern während des Pickprozesses. So führt im Idealfall das Handgerät die Mitarbeiter laufwegoptimiert durch das Lager und die Entnahme der Artikel am Lagerplatz kann per Barcodescan bestätigt werden.
Im Rahmen der einstufigen Kommissionierung werden die Artikel dann direkt den entsprechenden Kommissionierbehältern zugewiesen. Moderne Lagerverwaltungssysteme bieten darüber hinaus auch bildgestütztes Picken an, d. h. die Abbildung der zu kommissionierenden Artikel auf dem MDE trägt dazu bei, die richtigen Produkte schneller zu identifizieren. Die ergänzenden Barcodescans bei der Entnahme des Artikels aus dem Lagerplatz wiederum können Pick-Fehler drastisch reduzieren. Je nach eingesetzter Lösung ist auch eine direkte Interaktion z. B. mit der Lagerleitung möglich: Sollte beispielsweise während des Pickens ein Fehlbestand bemerkt werden, kann dieser entweder unmittelbar mit dem MDE korrigiert werden oder der Mitarbeiter sendet über das MDE eine Meldung an die Lagerleitung, die die nächsten erforderlichen Schritte einleiten kann. Die mobilen Datenerfassungsgeräte können darüber hinaus mit externen Scannern wie z. B. Handrücken- oder Finger-Scanner ergänzt werden.
Sonderformen der beleglosen Kommissionierung umfassen „Pick by Light“ und „Pick by Voice“. Beim „Pick by Light“ werden LED-Leuchten verwendet, um Picker durch das Lager zu führen, während die Entnahme mit einem mobilen Handscanner bestätigt wird. Bei „Pick by Voice“ erfolgt die Interaktion sprachgesteuert über ein Headset, wodurch ein „hands free“ Arbeiten ermöglicht wird, insbesondere für schwere und sperrige Güter.
Papierbasierte oder beleglose Kommissionierung – wann ist es Zeit für Dich umzusteigen?
Zusammenfassend lässt sich sagen: Papier-Picklisten haben für Dich als Online-Händler im Vergleich zu Handheld-Terminals grundsätzlich keine Vorteile. Wenn Dein tägliches Versandvolumen jedoch sehr gering ist und manuelle Prozesse akzeptabel sind, ist die Kommissionierung mit Papier eine kosteneffiziente Option. In diesem Fall können mit einer entsprechenden Lagerlogistik-Lösung gleich mehrere Bestellungen auf einer Pickliste gebündelt werden, um effizienter zu arbeiten.
Folgende Punkte zeigen Dir jedoch an, dass es Zeit ist, auf eine IT-gestützte Lösung zurückzugreifen:
- Die manuelle Kontrolle oder das Vier-Augen-Prinzip und das Abhaken der Belege im Rahmen der Auftragsabwicklung sind zu zeitaufwändig.
- Du versendest falsche Artikel und/oder falsche Artikelmengen und Deine Bestände stimmen nicht mehr.
- Deine Kunden sind aufgrund der Fehlsendungen unzufrieden und geben Dir schlechte Bewertungen.
- Du bekommst zu viele Retouren wegen der falsch versendeten Artikel.
Vorteile von Pick-by-Scan gegenüber Pick-by-Paper für E-Commerce Händler
Pickfehler vermeiden
Auch wenn Du durch hohe Sorgfalt beim Verpacken der Bestellungen kaum bis keine Fehlsendungen hast, Du aber immer wieder am Packtisch feststellst, dass Artikel falsch gepickt wurden, hilft Dir ein mobiler Barcodescanner beim Picken, um genau diese Fehler zu vermeiden. Ärgerst Du Dich über Bestandsfehler und merkst beim Picken mit Papier erst im Lager, dass Du Bestellungen nicht oder nicht vollständig versenden kannst, spricht auch dies für die Nutzung einer modernen Systemlandschaft und für den Verzicht auf Papier.
Schlanke Prozesse
Eine gut gestaltete Anwendung wie die für mobile Datenerfassungsgeräte führt den Picker nicht nur zeitsparend laufwegoptimiert durch das Lager, auch kann direkt beim Picken der Artikel validiert werden, sodass die Kontrolle am Packtisch minimiert werden kann oder im besten Fall sogar gar nicht mehr stattfinden muss. Zeigt das MDE während des Pickvorganges Fotos der zu kommissionierenden Artikel an, trägt auch dies maßgeblich dazu bei, das Picken zu beschleunigen, da die Produkte noch schneller identifiziert und gefunden werden können.
Schwere Produkte
Auch wenn Du besonders schwere Produkte pickst, gibt es hier Lösungen, bei denen der mobile Barcodescanner mit zusätzlichen Erweiterungen ergänzt werden kann. Hierzu zählen z. B. ein Handrücken- oder Finger-Scanner: Diese kleinen Module, die per Bluetooth direkt mit dem Scanner kommunizieren, sorgen dafür, dass Dein Lagerteam beim Kommissionieren beide Hände frei hat.
Fehlbestände korrigieren
Und sollte man wider Erwarten im Pick-Prozess feststellen, dass sich ein Artikel doch nicht mehr am Lagerplatz befindet, bieten gute MDE die Möglichkeit, sofort den Fehlbestand an den Lagerleiter zu melden oder direkt am Lagerplatz eine permanente Inventur durchzuführen und den Fehlbestand sofort zu korrigieren. Sind bei Dir mehrere Picker beschäftigt, ist mit einem mobilen Gerät auch jederzeit genau nachvollziehbar, wer wann welche Artikel kommissioniert hat. Du erhältst somit eine Basis für Performance-Auswertungen, um an verschiedenen Stellschrauben in der Lagerlogistik kontinuierlich für Verbesserungen zu sorgen.
Gedanken zur Nachhaltigkeit
Sofern Du nicht mit ausgedruckten Rechnungen oder Lieferscheinen pickst, die dann ohnehin den Sendungen beigelegt werden, ist die Nutzung von mobilen Scannern auch ökologisch sinnvoller und vermeidet Papierverbrauch, da Du nicht jedes Jahr tausende oder zehntausende gedruckte Picklisten entsorgen musst. Natürlich muss auch ein MDE erst einmal produziert werden und hat meist auch nicht den besten CO2-Fußabdruck. Wichtig ist daher umso mehr, das Gerät gut zu pflegen und nach vielen Jahren der Nutzung dafür zu sorgen, dass die darin eingesetzten seltene Erden, Chips und Akkus entsprechend recycelt werden. In Verbindung mit dem Verzicht auf Papier kannst Du somit einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leisten.
Vielfältige Geräteauswahl für Pick-by-Scan
Die große Vielfalt an verschiedenen MDE zahlreicher Hersteller gestattet Dir zudem einen günstigen Einstieg in die Digitalisierung Deiner Lagerlogistik. Für jeden Anwendungsfall und jedes Budget gibt es das passende Gerät: Eine gut durchdachte Software auf dem Handheld, die zuverlässig Barcodes über die integrierte Kamera erkennt, gestattet Dir sogar die Nutzung von handelsüblichen Smartphones in der Logistik.
Welche Kommissionierart ist nun für mich die richtige?
Insgesamt gibt es verschiedene Methoden und Strategien, um den Kommissionierungsprozess in Deinem E-Commerce-Lager zu optimieren. Die Nutzung von mobilen Datenerfassungsgeräten im Rahmen der Pick-by-Scan-Kommissionierung ist jedoch eine der effizientesten und modernsten Methoden, um Pickfehler zu minimieren und die Produktivität zu steigern.
Unser Tipp:
In unserem Blogartikel lernst Du 10 häufige Fehler bei der Kommissionierung kennen und erfährst, was Du dagegen tun kannst.