Kommissionierarten im Überblick – wie picke ich am besten?
Teil I: Einstufige vs. zweistufige Kommissionierung
Einzel- oder Sammelkommissionierung – davon hast Du als Online-Händler sicher schon gehört. Aber kennst Du die Unterschiede zwischen den verschiedenen Kommissionierarten und ist Dir bewusst, wieso hocheffiziente Pick-Prozesse ein essenzieller, entscheidender Faktor für den Erfolg Deines Online-Shops sind und maßgeblich zur Kundenzufriedenheit beitragen? In diesem Beitrag erfährst Du alles rund diese beiden Pick-Verfahren.
Auch wenn das Kommissionieren von Waren zu den Kernaufgaben Deines Unternehmens gehört, erklären wir den Begriff vorab noch einmal kurz: Die Kommissionierung beschreibt einen Arbeitsprozess, in dem Teilmengen aus Deinem Gesamtsortiment auftragsbezogen zusammengestellt werden. Der Picker, umgangssprachlich auch „Greifer“ oder „Kommissionierer“‘ bezeichnet, bedient sich also aus Deinem gesamten Warensortiment und stellt alle Produkte für Kundenbestellungen zusammen.
Ganz unabhängig vom Mechanismus des Pickens – sei es manuell, halb- oder vollautomatisch – gibt es einen weiteren, sogar noch wichtigeren Unterschied der Kommissionierarten, der nicht unerwähnt bleiben darf: Einzelkommissionierung & Sammelkommissionierung.
Die Einzelkommissionierung im Überblick
Unter der Einzelkommissionierung versteht man das Kommissionierart, jede Kundenbestellung einzeln („single order picking“) zu picken. Hierbei geht ein Mitarbeiter nach dem Bestelleingang mit der Packliste für einen bestimmten Auftrag durch das Lager und stellt die bestellten Artikel zusammen. Nachdem sichergestellt wurde, dass alle Artikel korrekt gepickt wurden, wird die Bestellung verpackt, die Bestellbegleitdokumente gedruckt und das Paket mit einem Versandlabel versehen. Anschließend wird die nächste Bestellung auf dieselbe Art und Weise verarbeitet, bis alle Aufträge abgearbeitet worden sind. Auch wenn die Einzelkommissionierung grundsätzlich eine wichtige Rolle im E-Commerce Business leistet, so hat sie doch eindeutig einige Nachteile:
- Zeitintensiver Prozess: Dadurch, dass bei dieser Kommissionierart, Deine Lagermitarbeiter immer wieder durch das Lager laufen müssen, um die nächste Bestellung zusammenzustellen, ist die Einzelkommissionierung sehr zeitaufwendig. Insbesondere, in bestellintensiven Zeiten kann diese Methode zu längeren Bearbeitungszeiten führen, was sich wiederum negativ auf die Zufriedenheit Deiner Kunden (und im Übrigen auch auf die Motivation Deines Lagerteams!) auswirken kann.
- Fehleranfälligkeit: Diese Pick-Strategie ist ein manueller Prozess mit einem sehr geringen Automatisierungsgrad, wodurch die Fehleranfälligkeit steigt. Schnell wurde versehentlich die inkorrekte Anzahl oder ein falscher Artikel kommissioniert, was insbesondere bei variantenreichen Artikeln, wie es z. B. im Fashion- oder Beauty-Segment oft der Fall ist, sehr leicht passieren kann. Für Dich als Händler verursachen diese Pick-Fehler unnötige Kosten durch steigende Retourenzahlen und unzufriedene Kunden.
- Eingeschränkte Skalierbarkeit: Da der Prozess wie beschrieben sehr zeitintensiv ist, lässt er sich auch nur bedingt skalieren, wenn die Auftragsmenge steigt – sei es gemächlich, durch Unternehmenswachstum oder sprunghaft, durch z. B. eine Sale-Aktion. Stell Dir vor, Du hast eine erfolgreiche Marketing-Aktion durchgeführt und Dein Bestellaufkommen hat sich verzehnfacht! Allein die Kilometer, die Deine Lagermitarbeiter zur Abwicklung der Aufträge im Lager sammeln, sind beachtlich. Dieses System tut sich schwer damit, die erforderliche Menge an Bestellungen zu bewältigen und das Wachstum Deines Unternehmens stößt hiermit schnell an seine Grenzen.
Die Sammelkommissionierung im Fokus
Eine weitere Kommissionierart ist die Sammelkommissionierung („multi order picking“), bei der mehrere Aufträge gleichzeitig gepickt werden: Das wichtigste Ziel der Kommissionierstrategie der Sammelkommissionierung ist der Effizienzgewinn durch Zeiteinsparung, da im Idealfall nur noch ein Bruchteil der Laufwege im direkten Vergleich zur Einzelkommissionierung benötigt wird. Eine zusätzliche Laufweg-Optimierung der Pickliste durch die Lagerlogistik-Lösung führt zu noch besseren Ergebnissen, da die mit dem Picken beauftragten Mitarbeiter auf der bestmöglichen Route durch das Lager geführt werden, um unnötige Laufwege sowie das Suchen der Produkte zu vermeiden. Fashion-Händler und pixi Kunde SportSpar.de kann dadurch immense Sprünge in der Kommissionierung machen und ist in der Versandabwicklung um 500 % effizienter.
Bei der Sammelkommissionierung bieten sich mehrere, verschiedene Verfahren an:
- 1
Einstufige, sog. „Rollende Kommissionierung“ (sog. „pick2box“ oder „pick2tote“-Verfahren)
- 2
Mehrstufige bzw. „zweistufige Kommissionierung“ (mit einer sog. „Sortwall“/Boxrange), auch als „Batch-Kommissionierung“ bezeichnet
- 3
Sonderfall für 1-Artikel-Bestellungen, sog. „Einpöster-Aufträge“
So funktioniert die Rollende Kommissionierung
Bei der einstufigen bzw. Rollenden Kommissionierung erfolgen Picken und Sortieren der Artikel in einem einzigen Schritt, also in einer Stufe.
Nach dem Erzeugen von Wellen bzw. Picklisten mit der gewählten Anzahl an Bestellungen pro Pickliste wird bei dieser Kommissionierart der Picklauf gestartet: Ein Pickwagen wird mit Auftragsbehältern gemäß der Anzahl der Bestellungen (umgangssprachlich „Box“) bestückt, d. h. jeder Behälter entspricht einer Kundenbestellung aus Deinem Online-Shop. Entweder sind die Behälter nummeriert oder ihre Stellplätze auf dem Pickwagen, oft ergänzt mit Barcodes, die ebenfalls beim Zuordnen der Produkte zu den Bestellungen sowie am Packtisch genutzt werden.
Mit Start des Pickvorgangs wird direkt bei der Entnahme am Lagerplatz sofort der gepickte Artikel einer Box, damit also einer Kundenbestellung, zugewiesen. Damit erfolgen also das Picken und die Kommissionierung in einem einzigen Arbeitsschritt, d. h. also in einer Stufe.
Die zweistufige Kommissionierung kurz erklärt
Bei der zweistufigen Kommissionierung hingegen werden die Aufgabenbereiche „Picken“ (also das Entnehmen der Artikel aus dem Lager) und das Zuweisen der Produkte zu den einzelnen Kundenbestellungen (das Konsolidieren) voneinander getrennt.
Vereinfacht gesagt, wird bei dieser Kommissionierart zunächst eine Pickliste (oder auch „Welle“) für die gewünschte Anzahl an Bestellungen erzeugt. Dann werden alle Waren gepickt, hierbei jedoch noch nicht den einzelnen Kundenbestellungen zugewiesen. Beispiel gefällig? pixi Kunde bw-online-shop zeigt Dir, wie dieser Schritt funktioniert. Das Zuweisen bzw. Sortieren der Produkte findet erst im zweiten Schritt statt: Hierzu werden dann die einzelnen Artikel i. d. R. per Barcodescan auftragsbezogen den entsprechenden Kommissionierbehältern („Boxen“) durch das Lagerverwaltungssystem zugewiesen. Diese Boxen befinden sich meist festinstalliert in der Nähe der Packtische und werden „Sortwall“, also Sortier-Wand, genannt. Hier werden die Artikel den Kundenbestellungen zugeordnet.
Das Szenario für 1-Artikel-Bestellungen
Eine spezielle Kommissionierart bietet sich für Bestellungen aus Deinem Online-Shop (vor allem aber für typische Marktplatz-Bestellungen) an, die aus jeweils nur einem einzigen Artikel bestehen, den sog. Einpöstern:
Während sowohl bei der ein- wie auch der zweistufigen Kommissionierung die Artikel jeweils den Boxen zugeordnet werden und diese am Packtisch wieder geleert werden müssen, kann dies über ein dediziertes Verfahren umgangen werden. Bei Descartes pixi wird dieses Verfahren als „1-Scan-Shipping“ bezeichnet: Zuerst werden die Artikel für solche Einpöster-Bestellungen mit Hilfe einer Pickliste gepickt. Danach werden die Produkte direkt zum Packtisch gebracht: Hier wird jeder Artikel per Barcodescan erfasst und weil mit jedem einzelnen Artikel der jeweilige Auftrag vollständig kommissioniert ist, werden nun alle erforderlichen Versanddokumente generiert, wie z. B. Lieferschein und Versandetikett. Durch den Wegfall des Einsortierens der Produkte in die Boxen der „Sortwall“, ist das Ergebnis eine mitunter drastische Effizienzsteigerung, da somit viele weitere Handgriffe vollständig entfallen. Daria May, Geschäftsführerin von pixi Kunde das-kostuemland.de konnte durch das neue Verfahren die Versandmengen pro Arbeitsplatz um etwa 20 % steigern.